Kein Weg war ihr zu weit. Melissa Wohlwend pendelte für ihre Ausbildung zur Branchenspezialistin regelmässig vom Engadin nach Luzern – und wieder retour. Für Melissa Wohlwend ein voller Erfolg.

Über den Pass zur BranchenspezialistinBereits nach Abschluss meiner Lehrzeit war ich überzeugt, dass ich mich irgendwann weiterbilden möchte. Bald einmal erkundigte ich mich über die Möglichkeiten. So entschied ich mich, den Weg zur Branchenspezialistin einzuschlagen. Doch es fehlten noch knappe zwei Jahre, bis ich drei Jahre Berufserfahrung vorweisen konnte, um den Lehrgang beginnen zu können. Mein Ziel war es, in der verbleibenden Zeit neue Berufserfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Eine Saisonstelle in den Bergen stand schon lange auf dem Plan und war somit das Passende. Der Winter in St. Moritz gefiel mir so gut, dass ich mich dazu entschied, die Berufsprüfung vom Engadin aus in Angriff zu nehmen.

Powerteam Verkauf

Die Schule begann im August 2020. Über 34 Leute waren am ersten Schultag anwesend. Nach meinem Wissen starteten drei weitere Detailhandelsfachfrauen diese Weiterbildung. Wo waren sie nur? Schnell konnten wir uns finden und verbündeten uns zum Team Verkauf. In den folgenden Wochen und Monaten konnten wir unser Wissen in grossen Schritten erweitern. Wir erlebten viele tolle Momente, aber manchmal waren es auch Momente der Verzweiflung. Allen voran im Fach Betriebswirtschaft. Das Fachrechnen bereitete uns vier Frauen viel Kopf- und Bauchschmerzen. Doch auch diese Hürde konnten wir gemeinsam meistern. Nach einigen Wochen wurde aus uns Verkäuferinnen ein richtig gutes Team, ein unersetzliches Powerteam.

Ausschlafen dank Homeschooling

Dann kam der Onlineunterricht. Eine Umgewöhnung, aber machbar. Ich wurde nicht wie gewöhnlich um 3.45 Uhr aus dem Schlaf gerissen, um mich durch Schnee und Eis zu kämpfen, um zur Schule zu fahren. Nein, es hiess ausschlafen, locker bis 7.30 Uhr. Gemütlich in Trainerhosen platzierte ich mich vor dem Laptop mit Blick auf die strahlenden Berge. Den ganzen Tag in diesen Bildschirm zu schauen und aufmerksam zuzuhören, war eine Herausforderung. Na ja, manchmal war das Zusammenlegen des Wäschebergs einfach zu verlockend. Nach einigen Wochen konnten wir uns vom Homeschooling wieder verabschieden, und wir kehrten zurück zum Stützpunkt in Luzern.

In der Spezialisierung genossen wir die Schultage jeweils zu viert. Der Unterricht war sehr intensiv und lehrreich. Obwohl ich noch nie in einer Privatschule war: So stellte ich mir eine vor. Man konnte nicht mehr heimlich in der hintersten Reihe ein Ski- oder Bobrennen verfolgen. Oder einmal – nur für einen kurzen Moment – die Augen schliessen, weil sie einfach schwer wurden. Da half nur noch ein stärkendes Mittagessen. Reis hat uns sehr oft wieder zu einem Energieschub verholfen. Auch mit der Kaffeemaschine bauten wir ein sehr enges Verhältnis auf.

Praktische Prüfung

Dann kam die berüchtigte Zeit der praktischen Prüfung immer näher. Langsam, aber sicher wurden die Füsse kälter und der Bauch kribbeliger. Onlinesitzungen wurden einberufen, notfallmässige Telefonate wurden miteinander geführt. Als wir uns das nächste Mal in der Schule trafen, war die erste Frage: «Und, wie lief die praktische Prüfung?» Wir gönnten uns ein, zwei Wochen Ruhe, ohne etwas für die Schule zu tun. Danach mussten wir wieder Vollgas geben. Die Schultage verstrichen ohne Wenn und Aber. Und schon standen wir – bei strahlendem Sonnenschein – auf der Dachterrasse vom Richemont. Mit einem Glas in der Hand stiessen wir mit Markus Zimmerli, Stv. Direktor Richemont und Leiter Bildung, auf den letzten Schultag an.

Herzlichen Glückwunsch!

Von nun an hiess es: ALL IN. Der Unterricht war beendet, die letzte Modulprüfung und die Abschlussprüfungen warteten aber bereits hinter der Ecke. Angespannt und nervös traf man sich am 9. November 2021 nochmals auf altbekanntem Luzerner Boden. Schriftliche und mündliche Prüfungen wurden in den kommenden Tagen abgelegt und fertig war der Zauber. Knappe drei Wochen später, frühmorgens, mit verschlafenem Blick aufs Handy, die erlösende Nachricht. Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Berufsprüfung! Per Post flatterte der krönende und sehr zufriedenstellende Abschluss ins Haus: Note 5.4.

Vollgepackter Rucksack

Nebst dem, dass ich nach dieser Weiterbildung von nun an bei jedem Wetter, jeder Uhrzeit und jeglicher Wildtierbegleitung einmal quer durch die Schweiz fahren kann, hat mich diese Schule sehr geprägt. Ein grosses Spektrum an Wissen, Erfahrungen und Ideen konnte ich in meinen Rucksack einpacken. Ich durfte tolle Menschen kennenlernen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Wenn jemand ans Aufgeben dachte, waren die anderen da und ermutigten zum Weitermachen. Der Weg wurde immer gemeinsam gegangen. Die vergangene Zeit hat mir gezeigt: Mit der richtigen Einstellung und dem Willen ist die Berufsprüfung zur Branchenspezialistin auch mit jungen 22 Jahren machbar.

Ich freue mich auf die Zukunft! Neue Erfahrungen zu sammeln, Neues zu lernen und Erlerntes zu vertiefen, um eines Tages mein Wissen an den Berufsnachwuchs weitergeben zu können.

Melissa Wohlwend

2014 – 2017
Lehre als Detailhandelsfachfrau mit anschliessender Anstellung in der Bäckerei Eberle in Wil

01.2018 – 10.2019
Bäckerei Meier in Wiesendangen

  1. 2019 – 04.2020
    Bäckerei Bad in St. Moritz (Saisonstelle)

06.2020 – 07.2020
Bäckerei Meier in Wiesendangen

seit 08.2020
Laagers AG, Samedan

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